Eine Woche nach Beginn der Unruhen in Sidi Bouzid nach dem Selbstmordversuch eines jungen Mannes ist die Neueinschätzung der Lage mehr als notwendig. Die Unruhen in Sidi Bouzid breiten sich weiter auf andere Teile des Gebietes aus: Meknassy, Menzel Bouzeyen und Mezzouna.
Am Mittwoch, den 22.12. beging ein weiterer junger Mann (Houcine Neji) Selbstmord durch Stromschlag. Seine Mutter starb wenige Stunden später. Trotz der Ausbreitung der Auseinandersetzungen in der Region erklärten die Behörden und offiziellen Medien die Vorfälle zu einem isolierten, von der Opposition zu politischen Zwecken aufgebauschten Fall.
Heute (24.12.2010) starb ein weiterer junger Mann. Doch dieser Tod ist nicht auf Suizid zurückzuführen, Mohamed Ameri, ein Mathematiklehrer, wurde von der Polizei bei einer Demonstration erschossen. Über ein Dutzend Personen wurden verletzt. Ein anderer Lehrer, Issam Ghaberi, wurde von der Polizei angegriffen, verprügelt und bei kritischem Gesundheitszustand der Stadt verwiesen.
Die Situation verschlimmert sich zusehends, insbesondere weil die Regierung sich nicht bemüht, eine langfristige und solide Lösung für die Situation zu finden. Die Behörden kündigten neue Entwicklungsprojekte für die Region an, aber diese Maßnahmen und Versprechungen genügen den Einwohnern von Sidi Bouzid nicht mehr und somit kam es wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten (Menzel Bouzayane). Außerdem verschärft eine bedrückende Politik die Situation: Die Leugnung von Realitäten und Tatsachen, die Abschaltung von Strom- und Internetanschlüssen mit Gewalt und die die ständige Erhöhung der Anzahl der in der Region stationierten Polizisten sorgen dafür, dass öffentliche Wut weiter entfacht wird.
Mittlerweile wurden innerhalb und außerhalb Tunesiens unterstützende Maßnahmen gestartet, Forderungen nach weiteren Maßnahmen kursieren im Internet. Gerüchte besagen, dass die Behörden Militär in die Region zur Verstärkung für die Polizei verlegen wollen.
Merci Uwe
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